Frau Meo sprach davon, wie wichtig es ist, dass bei Kindern alle Sinne angesprochen werden müssen, damit sich das Gelernte in ihnen einprägt. Ist das Ereignis auch noch mit einem Gefühl verbunden, bildet das Gehirn dazu Erinnerungsspuren (Synapsen) aus. Kinder, die viel vor Bildschirmen sitzen, sind unkontrolliert einer Flut von Bildern in schnell wechselndem Tempo ausgesetzt, der Ton zu den Bildern kommt oft um Milli-Sekunden zeitversetzt bzw. bei übersetzten Filmen passen Mundbewegung und Wort oft nicht zusammen. Das kindliche Gehirn ist bis zum Eintritt in die Pubertät nicht in der Lage, sich von dem Gesehenen/Gesagten zu distanzieren. Außerdem werden über Bilder/Videos nur der Seh- und Hörsinn angesprochen. Das Fühlen, Riechen, Schmecken kommt zu kurz und verkümmert mit der Zeit. Wer in Bildschirme starrt, sitzt dabei meistens. Bewegung – auch ein wichtiger Austausch mit der Welt – kommt zu kurz.
Viele Kinder sind heute von großer Unruhe erfasst. Sie können nicht stillsitzen und einer Sache über einen längeren Zeitraum konzentriert nachkommen. Ob dies auch mit dem Medienkonsum zusammenhängt? Als Eltern und verantwortungsbewusste Erwachsene, die mit Kindern zu tun haben wie unsere Sprachpaten, sollten wir die Wirkungen der Medien auf Körper und Seele der uns anvertrauten Kinder überprüfen und nicht blind und kritiklos hinter irgendwelchen Trends herlaufen.
Dies ist ein Thema, das uns alle angeht. Schade, dass so wenig Resonanz von Seiten der Bevölkerung aus unserem Stadtteil da war. Um Menschen – egal ob Kind oder schon erwachsen – zu stärken und ihnen Raum zur Selbst-Bewusstheit zu geben, gehört es dazu, über Wirkungen und Folgeerscheinungen bei zu „viel“ Medienkonsum, was sich inzwischen über Langzeit-Studien belegen lässt, aufzuklären und sie zu ermutigen, auch mal „Nein“ zu sagen und Alternativen anzubieten, die mit Sicherheit beziehungsfördernder sind.
Ruth Haupt