Warum „Thingers“ eigentlich „Thingers“ heißt…
Auf keinen Fall vom germanischen Wort „Thing“, also von einer alten Gerichtsstätte:
Das schon deswegen nicht, weil das alte Thingers flächenmäßig zwar sehr groß, von der Einwohnerzahl her gesehen aber sehr klein war. Und kompliziert wird das Ganze dadurch, dass es früher ein zweigeteiltes Thingers gab (die Ortsnamensforscher unterscheiden Thingers I und Thingers II), das dazu noch unterschiedlichen Hauptmannschaften zugeordnet wurde. Mitten durch das ehemalige Thingersgebiet lief die Grenze zwischen den Ortsteilen Mariaberg und Neuhausen. Doch wo lief die Grenze? Durch den Thingerstobel und den Kalbsangsttobel. Hinzu kam, dass manchmal die Häuser von Thingers I (links des Tobels) zeitweilig zu Heggers gerechnet wurde, was ab er früher teilweise mit Lämmlings gleichgesetzt wurde und dass man unter Thingers II zuweilen Prestlings verstand. Sie sehen also: Mit Thingers ist es gar nicht so einfach.
Doch nun zum Namen:
Der Name des Stadtteils geht auf den Personennamen Degan oder Tegan zurück, der uns urkundlich ab 1394 überliefert ist, als das Stift Zins von einem Acker „zem Tegans“ bezog. Warum gerade 1394? Weil in diesem Jahr Fürstabt Friedrich von Hirschdorf ein Salbuch erstellen ließ, also eine Auflistung aller Guthaben, die dem Stift zuzufließen hatten. Damals sprach man also noch von „zem Tegans“, man ging zum Tegan oder zum Tegans, heute würden wir sagen: zu seinen Besitz. Und so wie der Besitz der Familie Müller eben Müllers Eigentum ist, wie das Haus der Familie Huber Hubers Haus ist, so dem Tegan sein Besitz eben Tegans Hof. (das aber nur zur Erklärung des „s“ am Wortende)
Und wie ging es mit dem Namen weiter?
Die Menschen konnte früher ja nicht gut schreiben – und deshalb verschrieben sie sich eben oft – wie die Schüler in der Schule. 1451 war aus Tegangs auf einmal Töngast geworden, 1463 hieß es Tegers, 1526 Tagers und erstmals 1533 zum Tingers. Doch auch wenn 1533 erstmals der Name „zum Tingers“ auftauchte, vor Rechtschreibfehlern war Thingers noch lange nicht sicher. Hier zwei Beispiele: 1617: zum Degers, 1734 „vom Dingarz“. Und wenn ich Ihnen nun noch sage, dass Thingers II (also rechts vom Tobel) 1573 „zum Schulthaissen“ hieß, ist (hoffentlich) die Verwirrung mit dem Namens Thingers nicht völlig unübersichtlich. Aber so war es halt…Doch eine wichtige Jahreszahl dürfen wir nicht unerwähnt lassen: 1935 kam Thingers zur Stadt Kempten.
Fazit: Vielleicht merken Sie sich einfach: Ein Siedler namens Degan ist der Urheber des Namens Thingers.
Jochen König